FACHBEREICHE

TSH-Spiegel
(Thyreoida-stimulierendes Hormon)

Der TSH-Wert spiegelt die Stoffwechsellage der Schilddrüse wider. Ein erhöhter TSH-Spiegel zeigt eine Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) und ein erniedrigter TSH-Spiegel die Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose) an. Wenige Ausnahmen und Raritäten wie das low-T3-T4-Syndrom mit gelegentlich erniedrigten TSH-Spiegeln sowie das TSH-produzierende Hypophysenadenom mit hohen TSH-Werten und erhöhten T4 und T4 Spiegeln sind hiervon ausgenommen.

Das TSH wird aus dem Hypophysenvorderlappen (Hypophyse: Hirnanhangsdrüse) ausgeschüttet und stimuliert die Schilddrüse zur Schilddrüsenhormon-Produktion von T4 (Levothyroxin) als auch T3 (Liothyronin). T4 und T3-Spiegel regulieren die TSH-Ausschüttung der Hirnanhangsdrüse über einen sogenannten negativen Rückkopplungsmechanismus. Das heißt, dass hohe T3 als auch T4-Spiegel den TSH-Spiegel erniedrigen und niedrige T3 bzw. T4-Spiegel den TSH-Spiegel erhöhen. Man kann sich dies auch wie bei einem Auto durch ein Gas- und Bremspedal vorstellen. Eine starke TSH-Ausschüttung (Gaspedal herunterdrücken) stimuliert die T4 und T3-Ausschüttung (Geschwindigkeit steigt). Ist die Geschwindigkeit jedoch zu hoch, muss man sie reduzieren indem man z. B. bremst und somit der TSH-Spiegel wieder absinkt. Die Ausschüttung des TSH aus der Hirnanhangsdrüse wird insbesondere über den T3-Wert reguliert. Die meisten Schilddrüsenhormone (T4 und T3) sind im Blut an Eiweißstoffe wie Albumin oder Thyroxin-bindendes Globulin (TBG) gebunden. Nur das freie reguliert die TSH-Ausschüttung. Auch kann nur das freie T4 (fT4) als auch das freie T3 (fT3) die Schilddrüsenhormon-Rezeptoren der Zellen aktivieren und somit Signale auszulösen (z. B. Muskelzelle, Fettzelle, Herzzelle etc.).

Der TSH-Spiegel schwankt im Laufe des Tages um ca. 0,8-1,2 mU/l. Morgens werden im Vergleich zu nachmittags höhere TSH-Spiegel gemessen. Somit sollte nie ein einzelner TSH-Spiegel automatisch und reflektorisch zu einer Schilddrüsenhormon-Substitution  im Falle des Verdachtes einer Unterfunktion als auch nie zu einer Schilddrüsen-blockierenden Therapie  mit sogenannten Thyreotstatika führen. Es gibt Menschen die einen tendenziellen TSH-Spiegel haben und andere einen tendenziellen niedrigen haben (individueller TSH-Spiegel). Dies ist zu vergleichen mit der Gauß´schen Verteilungskurve. Bei dieser Normalverteilung liegen 95 % in dem Referenzwert, der in Deutschland bei 0,3-4,0 mU/l liegt. Nicht jeder der knapp drunter oder knapp drüber liegt ist automatisch hyperthyreot (Schilddrüsenüberfunktion) oder hypothyreot (Schilddrüsenunterfunktion). Der Mittelwert oder auch Median verändert sich im Laufe des Alters. So haben Menschen im höheren Lebensalter (70-85 Jahre) einen tendeziellen höheren TSH-Wert zwischen 4-6 mU/l. Somit kann eine unreflektierte Schilddrüsenhormongabe bei TSH-Spiegel von 5 mU/l im Alter zu Rhythmusstörungen, Schlafstörungen und einer inneren Unruhe führen. Zudem gibt es Untersuchungen, die aufzeigen, dass höhere TSH-Spiegel im Alter schützend und fördern sind. In einer Untersuchung von tausenden Patienten wurde festgestellt, dass die unreflektierte Schilddrüsenhormon-Substitution  bei zum Beispiel Schilddrüsenknoten in ca. 20 % eine Überfunktion hervorgerufen hat. Nichts desto trotz kann eine Schilddrüsenhormon-Therapie  in Kombination mit Jod eine nachgewiesene Wirkung auf das Knoten- und Schilddrüsenwachstum bei einer sogenannten Struma multinodosa (Schilddrüsenvergrößerung mit Knoten) haben.

Bei der Schwangerschaft sind besondere Interpretationen des TSH-Spiegel zu beachten. Da das Schwangerschaftshormon ß-HCG eine Struktur-Gleichheit mit dem TSH hat und im 1. Schwangerschaftsdrittel (1.Trimenon) ausgeschüttet wird, kann hierdurch der TSH-Spiegel der Schwangeren sinken. Dies stellt keinesfalls eine Schilddrüsenüberfunktion sondern ist als physiologische (normale) Situation zu interpretieren. Ganz im Gegenteil brauchen Patientinnen, die bereits vor der Schwangerschaft Schilddrüsenhormone einnahmen, im 1. Schwangerschaftsdrittel häufig eine höhere Dosis, da der Fetus erst ca. ab der 12. Schwangerschaftswoche selbstständig und regulatorisch Schilddrüsenhormone produzieren kann. Somit sind die TSH-Referenzwerte in der Schwangerschaft im 1.Trimenon zwischen 0,1-2,5 mU/l, im 2.Trimenon 0,2-3,0 mU/l und im 3. Trimenon 0,3-3,0 mU/l. Der ideale Referenzwert des TSH unter Levothyroxin-Substitution in der Schwangerschaft sollte <2,5 mU/l liegen.